nachtrag (zeitlos) KRAHVOGEL kämmt dir dein hirn durch berg und tal drängt dich ins leere / ins jetzt macht dich klamm am berg würdest du schwinden / bindest wörter am gefüße der vögel ist meistens nichts los / weiter oben erst teilen schnäbel luft in gegenwart und / niemand der etwas dagegen hat still ist es die raststation / hat heute geschlossen der krahvogel weiß nichts davon
tschiggin
sonntag, 4.11.2108 auf dem weg in die freiheitssiedlung sein, einer der vielen brüche jenseits der altstadt. für wenig geld konnte man dort leben, auch jetzt wieder, aber leben konnte man dort, immerhin. auch in den zeiten, als menschen über grenzen geschoben wurden, wie es dem jeweiligen system gerade recht war. bestenfalls die leute sich selbst entscheiden konnten, ohne zu wissen, was kommt. die »optanten«, so ein wort, so eine verallgemeinerung, ende der 30er jahre, nach dem...
die im dunkeln sieht man nicht
freitag, 2.11.2018 und die einen stehn im licht, und ob ich vom berggericht wüsste, fragt mich jemand bei jana im café, und ich schüttel verneinend den kopf, und ob ich wüsste, dass es in der pfarrkirche hier getagt habe, damals zur glanzzeit des silberbergwerks, und ich schüttel weiter den kopf, auch bei allem anderen, etwa dass der angeklagte auf der platte direkt vorm altar stehen musste, und das gericht hinterm altar über schuld oder nichtschuld entschied, während der bergmann dort stand,...
am mondscheinplatz
mittwoch, 31.10.2018 Leider ist nicht alles Mond, was Silber ist, aber silbern, silbrig ist hier eigentlich alles in der stadt, zumindest auf den ersten blick, glänzt die oberfläche, der wasserspiegel, die bergspitzen glänzen oder wie man das nennen mag, je nachdem wie der nebel liegt, dein sichtfeld teilt, oben und unten für eine kurze oder längere weile auseinander reißt, aus einem wolkenband etwas blickdichtes macht, so als ob man aus dem berg, aus seinem aufgewaldeten körper etwas...
16.11. und 17.11.2018
25 Jahre Schwazer Stadtschreiber:
Anthologie-Präsentation und Lesefest
Schon vor längerer Zeit reifte in den Reihen des Literaturforums der Entschluss, anlässlich des 25-Jahr-Jubiläums des Stipendiums „Schwazer Stadtschreiber/in“ eine Anthologie mit Texten der bisherigen Stipendiatinnen und Stipendiaten herauszugeben. 24 Autorinnen und Autoren schickten auf unsere Einladung hin spontan einen Beitrag! Am 16. und 17. November (jeweils 14-18 Uhr) wird die Anthologie „25 Jahre Schwazer Stadtschreiber“ im Rahmen eines zweitägigen Lesefests im Museum der Völker...
kleine weite
freitag, 26.10.2018 kleine weite. so nennt ulla das. also den abstand, den man hier in so einem tal haben kann oder vielleicht sogar braucht. der manchmal schwer zu finden ist. und sie sagt, dass es weiter oben eng werden kann. weiter oben, das bedeutet, am berg. in der höhe. dort, wo die bäume dicht neben einander stehen. dort, wo das grün sich verdunkelt, aus konturen etwas randloses macht. dort, wo die kühe seltsam in die landschaft geklebt scheinen. dort, wo der abstand zwischen zwei...
wer ist denn schon?
dienstag, 23.10.2018 wer ist denn schon bei sich, wer ist denn schon zu hause, und dass ich mein geliebtes elfriede-gerstl-buch zuhause liegen habe lassen, denke ich, in eben diesem genannten zuhause, und dass das ein wenig schade ist, so ein gedankensplitter auf dem gang, der jetzt vor mir liegt, klein gekachelt, eine leicht unebene fläche im dämmrigen, das muster erst im lichtschein zu erkennen, das leise klicken des schalters, meine hand noch ein schemen, darunter die einzelnen waben, die...
auf der sonnseite
freitag, 19.10.2018 brüche suchen, brüche finden, brüchig werden. außerhalb der stadt, vielmehr der altstadt, eben hier, auf der sonnseite. so stehts im plan, so ist der name verzeichnet, jenseits des inns, zumindest in meinem stadtplan. wie so vieles in diesem plan steht, der offenbar schon älter ist, ohne dass ich es weiß oder wusste, denn die kellerjochbahn fährt nicht mehr, zumindest nicht mehr ab schwaz, und der blick des busfahrers, sehr freundlich, ungläubig, ein wenig mitleidig mit mir...
hier ists so wie anderswo
mittwoch, 17.10.2018 hier ists so wie anderswo den herrn hans treffen. vielmehr ihn kennenlernen, kurz. in hall in tirol, vier s-bahnstation von schwaz richtung innsruck, gerade mal eine viertelstunde fahrt, und der herr hans geht mit seinem rollator die schmalen wege der stadt langsam hoch. einen unfall habe er gehabt, seitdem müsse er sich schonen, erklärt er. und teppichhändler sei er, in schlesien geboren, in berlin aufgewachsen, über wien, graz und innsbruck irgendwie hier gelandet. setzt...
ich sitze am äußersten rand eines astes (mayröcker)
montag, 15.10.2018 ich sitze am äußersten rand eines astes vor dem fenster, der berg bleibt. nachts verschwindet er, wird verschluckt. das dunkel klüftet mein hirn, das hirngeschalte. irgendjemand ersetzt die sterne, irgendetwas leuchtet anstelle ihrer. vielleicht nur die vorstellung, das abbild des tages, die idee, dass hier sterne sein müssten. das auge irritiert, sucht, verliert sich. schließmechanismen, wiederkehrend, der berg noch immer vorm inneren auge; die nacht hat ihre eigenen...
ankommen, im anderen land
sonntag, 14.10.2018 ankommen, im anderen land. das frühe in ähnlichen farben. die füße, die eigenen, suggerieren anwesenheit, nehmen maß im raum. jedes geräusch deutlich zu hören. das gegenteil von haut über die ohren ziehen, mayröckernd der morgen, die fenster öffnen, den nahen berg hereinlassen, begrenzungen (sic!) nehmen. die hände ohne automatismen. noch ist alles neu: die kanne aus dem schrank, das aufschrauben von oben und unten, eine tätigkeit, eine bekannte, dann das metall in...
Dienstag, 30.10.2018
Barbara Aschenwald: Lichter im Berg
20 Uhr Stadtwerke Schwaz
Barbara Aschenwald, geboren 1982 in Schwaz, schreibt Lyrik, Prosa und Hörspiele und wirkt an verschiedenen Theaterprojekten mit. Für den Erzählband Leichten Herzens (2010) erhielt sie den Jürgen-Ponto-Literaturpreis. 2018 erschien ihr Buch Lichter im Berg mit dem Untertitel Elf und eine Erzählung. Der Erzählband entstand in und um das Paznauner Dorf Galtür, das die Autorin eingeladen hatte, um dort nach Geschichten zu suchen. Sie erzählen von Männern, die vor dem Unglück ihrer Frauen...
Dienstag, 16. Oktober 2018
Raoul Schrott: Erste Erde
20 Uhr Eremitage Schwaz
Raoul Schrott * 1964 in Tirol, wuchs in Tunis und Zürich auf. Er studierte Literatur- und Sprachwissenschaft in Norwich, Paris und Berlin, promovierte über »Dada 1921−1922« und habilitierte sich über Poetik am Institut für Komparatistik in Innsbruck. Sein Werk umfasst unterschiedlichste Genres: fiktionale Reiseberichte, Romane, Novellen, Kurzgeschichten, Gedichte, Hörspiele, Essays, Übersetzungen usw. In dem Epos Erste Erde (2016) arbeitet er unser heutiges Wissen vom Urknall über die...
Dienstag, 25.09.2018
norbert c. kaser: hier bin ich niemand d.h. ich. Briefe aus Stord
Lesung und Gespräch: Ralf Höller (Hsg.) und Benedikt Sauer
20.00 Uhr Museum der Völker Schwaz
norbert c. kaser (1947-1978) war Südtiroler Dichter und Schriftsteller. Seine literarischen Werke und Streitschriften trugen in den späten 1960er-Jahren wesentlich zur Begründung der Neuen Südtiroler Literatur bei. Große Teile von Kasers Werk wurden erst nach seinem Tod veröffentlicht. Posthum fanden Biographie und Werk im gesamten deutschsprachigen Raum Verbreitung. Kasers „Briefe aus Stord“, die nun unter dem Titel hier bin ich niemand d.h. ich bei Haymon erstmals als Einzelband vorliegen,...
2018 – Simone Scharbert
Simone Scharbert ist 1974 in Aichach geboren, hat Politikwissenschaft, Philosophie & Literatur in München, Augsburg und Wien studiert, anschließend in Politikwissenschaft promoviert; lebt und arbeitet als freie Autorin und Dozentin in Erftstadt. Seit 2017 Lehrbeauftragte am Institut für Deutsche Sprache der Universität Köln. Literarische Preise: 2007: Shortlist Debütpreis Poetenladen 2007: Shortlist Schwäbischer Literaturpreis 2008: DEFA-Stipendium für „Du mein liebes Stück Heimat“...