freitag, 19.10.2018

brüche suchen, brüche finden, brüchig werden. außerhalb der stadt, vielmehr der altstadt, eben hier, auf der sonnseite. so stehts im plan, so ist der name verzeichnet, jenseits des inns, zumindest in meinem stadtplan. wie so vieles in diesem plan steht, der offenbar schon älter ist, ohne dass ich es weiß oder wusste, denn die kellerjochbahn fährt nicht mehr, zumindest nicht mehr ab schwaz, und der blick des busfahrers, sehr freundlich, ungläubig, ein wenig mitleidig mit mir auch, macht schnell deutlich, dass sie schon lange nicht mehr fährt, eingemottet ist, das häusl (ein guter begriff, ich übernehme ihn direkt) jetzt ein leeres häusl, jemand hat die anlage ausgebaut, im holzdach ein loch, wo ehemals ein drahtseil rundum den kreisel (ein kreismärchen würde hans arp schreiben an dieser stelle) die gondeln ins luftige lenkte, richtung sonne, auf alle fälle ins hohe, ins leichte, über die baumspitzen, aber nicht zur sonnseite. und schon gar nicht zum hecherhaus, aber dazu ein anderes mal.

kellerjochbahn III sek steht am großen kreisel auf einem grünen schild, eine ältere schrift, und ich hätte es schon ahnen können, aber gut, und ich überlege noch, ob es wirklich nur drei sekunden sind, diesen weg zu gehen, zur ominösen kellerjochbahn und meine eigene irritation über die fehlende bahn, diese nichtexistenz, ein schlichtes nichtvorhandensein von etwas fix angenommenen, und ich denke über das wort joch nach, und denke lieber nicht weiter, streiche kurz über mein jochbein, nur über eins, und merke, dass selbst in gedanken meine sprache immer weicher wird, so ein singsang, den die tastatur aber schluckt, während die stimme über den tasten hängt, und bei mayröcker lese ich ich bräuchte einen Bauchladen als Schreibmaschine (dreh es um, wenn du willst), um auch während des Gehens meine Gedanken fixieren zu können,

aber so einfach ist es nicht, kein bauchladen, schon gar keine schreibmaschine, nur der eigene kopf, das hirnhäusl, denke ich, und von der nichtvorhandenen kellerjochbahn gehe ich über umwege zur sonnseite also, überquere die erste brücke, sonnseite, so ein wohlfeiler name für einen stadtteil, aber so leicht hat es die sonne nicht an diesem ort, auf der anderen seite der altstadt, auf der schäl sick, der schalen seite also, so wie man in köln sagen würde – ganz egel, wie schön es dort sein kann oder sogar ist. und hier auf der sonnseite sind manche häuser höher, die balkone, diese schönen hölzerne gebilde, manchmal eine illusion oder einfach vergangenheit, wie die kellerjochbahn einfach nicht vorhanden, wohl aber das griasdi, und das darin so nahe klingt wie überall, egal, auf welcher seite, auch hier, an diesem ort, der völlig versteckt liegt, aus dem nichts taucht.

ein privatspielplatz. mit regeln. mit vielen regeln. kein mensch unterwegs, vor mir die seltsamgroße skulptur, auf den ersten blick zu groß fürs hirnhäusl (hirnkastl, wie es in meiner kindheit hieß), für mich, und ich setze mich auf eine bank, bleibe sitzen, vor mir auch das große vielfenstrige haus und eben dieses gebilde. über carl rieder lese ich später, und über ludwig penz, aber finde nichts über diese skulptur, über diesen ort. bleibe still, bleibe sitzen hier auf der sonnseite. finde es schön, denke an vergebliche schreibübungen machen oder eben auch nicht, denke an bilder sammeln, an meinen proviant. sammle weiter, hier auf der sonnseite.