Demian Lienhard, geb. 1987 in der Schweiz, ist Schriftsteller und Archäologe. 2017 war er Schwazer Stadtschreiber. Für seinen Roman-Erstling Ich bin die, vor der mich meine Mutter gewarnt hat, in dem sich der Autor mit der Zürcher Drogenszene der 1990er Jahre auseinandersetzte, erhielt Lienhard 2020 den Schweizer Literaturpreis. Mr. Goebbels Jazzband ist Lienhards zweiter Roman.

 

Berlin, Frühjahr 1940. Auf Beschluss von Joseph Goebbels wird für den Auslandsradiosender Germany Calling eine Big Band gegründet, die als Mr. Goebbels Jazz Band internationale Bekanntheit erlangt. Die besten europäischen Musiker, darunter auch Ausländer, Juden und Homosexuelle, spielen im Dienst der NS-Propaganda wortwörtlich um ihr Überleben – ausgerechnet mit Jazz, der als „entartet“ gilt. Bis zu 6 Millionen britische Haushalte täglich lauschen den Swing-Stücken mit anti-alliierten Hetztexten und dem Star-Moderator William Joyce.

In furiosem Tempo jagt Lienhard in dieser ungeheuerlichen (fast bis ins Detail wahren) Geschichte seinen Figuren von New York nach Galway, London, Manchester, Zürich, Danzig und Berlin nach und stellt den menschenverachtenden Zynismus des NS-Staats ebenso bloß wie die Perfidie der Nazi-Propaganda. Gezeigt wird das Scheitern künstlerischer Produktion im Dienste einer Ideologie, wobei auch die eigene Erzählung verschmitzt unterwandert wird, bis hin zum überraschenden Paukenschlag.

 

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Fotos: Literaturforum Schwaz