dienstag, 13.11.

der berg und ich führen ein gespräch, seit tagen schon, seit nächten auch, eine seltsamsprache ist das, eher eine gebärde. vielmehr ein gebärden aus schwarz und weiß, in der flucht meines blickwinkels, auf dem spiegel meiner iris, falls das überhaupt möglich ist, frage ich meine augen, später meine hände, noch lieber foucault und seine ordnung der dinge, und neulich sagt jemand, dass er lernen musste, wieviel an grau zwischen schwarz und weiß liegen kann, und der berg nickt, der schnee vereist oder verläuft in zwischentönen, je nach jahreszeit, der berg trakelt, legt seinen wolkenschal an, so ein leichtes weiß, als ob die welt ein heller ort wäre, nur für einen moment, schön wäre das, hier von meinem fenster aus, anstelle von

zerbrochenen augen in schwarzen mündern, und ich überlege, was trakl damit meinen kann, während mein auge sich am berg entlangschleift, über kanten, ins geeckte, ins grobsteinerne schweift, am schwarz hängenbleibt, sich bricht am nichtort, so eine neugier, eine kartografie ohne maß, die mit jedem blick größer wird, sich ausweitet, das auge aufspannt und gleichzeitig einengt, even on my microscopic field, schreibt alice james, und genau da wird es ja erst spannend, die erkundung des eigenen felds, egal, wo man gerade ist, und der berg nickt wieder, legt seinen wolkenschal jetzt ab, taucht sich ins ganzschwarze, ich kenne das schon, er schwindet von leichter hand, jeden abend, natürlich, hinterlässt leuchtflecken, schwimmend auf meinem fenster, darin irgendwo mein gesicht, schwimmend auch, an meinen fenstern weint die nacht, schreibt trakl, ich lese weiter, habe zwei große bände aus der bibliothek mitgenommen, lege sie auf den tisch, gehe ans fenster, suche den berg, verschwimme in leuchtflecken, bleibe im gespräch, lasse den berg (hochnißelnd) weitertrakeln, lausche ein wenig hier im tiefen, denn

 

Immer lehnt am Felsen die weiße Nacht … (Georg Trakl)