Anna Mitgutsch liest aus ihrem Roman Wenn du wiederkommst (Luchterhand 2010).

Anna Mitgutsch, geboren 1948 in Linz, studierte Germanistik und Anglistik und lehrte an österreichischen, britischen und amerikanischen Universitäten und in Seoul, Südkorea. In den Siebziger-/Achtzigerjahren Assistant Professor an amerikanischen Universitäten und Colleges in New York (Sarah Lawrence College) und in Massachusetts (Amherst College, Tufts University, Simmons College, Emmanuel College). Sie lebte dreißig Jahre abwechselnd in Linz und Boston. Seit 1985 ist sie freischaffende Schriftstellerin und Essayistin. Nach zahlreichen Romanen, die in mehrere Sprachen übersetzt wurden (u.a. Die Züchtigung 1985, Ausgrenzung 1989, Haus der Kindheit 2000, Familienfest 2003, Wenn du wiederkommst 2010), erschien zuletzt der Essay-Band Die Welt, die Rätsel bleibt (Luchterhand 2013). Mitgutsch wurde u.a. mit dem Österreichischen Staatspreis für Literatur, dem Solothurner Literaturpreis und dem Heinrich-Gleißner-Preis ausgezeichnet.

Wenn du wiederkommst: Es ist keine Liebe auf den ersten Blick, eher das Versprechen von Verlässlichkeit: zwei Menschen, einander nah und vertraut wie Geschwister. Diese Nähe ist so stark, dass sie die dunklen Seiten ihrer Liebe und Ehe, Untreue, ihre einander oft ausschließenden Obsessionen und sogar die endgütige Trennung übersteht. Jetzt, lange Jahre später, sieht es so aus, als gäbe es die Möglichkeit, noch einmal ganz von vorne anzufangen. Da geschieht das Unfassbare. Jerome stirbt. Verzweifelt versucht die verlassene Erzählerin, gegen die Realität des Todes aufzubegehren. Sie kämpft, als könne sie den Toten zurückholen oder ihm wenigstens ein letztes Wort, ein Zeichen seiner Liebe abringen, sie beschwört die Glücksmomente wie auch die gegenseitigen Verletzungen ihrer langen Liebesgeschichte. Den gesellschaftlichen Ritualen der Trauer, den Bemühungen der Verwandten, ihr die Bedeutung der Ehefrau abspenstig zu machen, steht sie wehrlos gegenüber. Und doch gelingt es ihr in der gemeinsamen Trauer mit der erwachsenen Tochter, die Beziehung zum Ehemann und zum Vater in ihrer ganzen Widersprüchlichkeit lebendig werden zu lassen.

„Hier erzählt die Autorin auf der Höhe ihres Könnens, fähig, aus ihrer Lebenserfahrung zu schöpfen, ohne autobiographisch auf sie verwiesen zu bleiben, ausgestattet mit einer Sprache, die für beides taugt, für atmosphärisch dichte und diskursiv luzide Passagen, für intime Stimmungen und gedankliche Exkurse.“ (Karl-Markus Gauß, Süddeutsche Zeitung)

 

 

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